Man hat in Dantes Hlle unter den Emprern gegen den hchsten Gott den Titanen Prometheus vermit, aber die Vorstellungen des mittelalterlichen Dichters sind, wie schon die der christlichen Autoren der Sptantike, von dem Schpfungsbericht Ovids (Met. 1, V. 76–86) geprgt, nach dem „der Iapetide“ den Menschen aus himmlischen und irdischen Elementen gebildet und ihm als einzigen unter den Geschpfen den Blick zu den Sternen erhoben htte. Auch Goethe scheint seine frhen Prometheus-Dichtungen — Ode wie dramatisches Fragment — noch ohne die Autopsie des Aischyleischen Gefesselten Prometheus, wohl aber in Kenntnis der ironischen Konkretisierungen Lukians verfat zu haben. Im Alter distanziert er sich von dem rebellischen Ton seiner Jugendwerke: In seiner Autobiographie verengt er die Perspektive auf die notwendige Einsamkeit des „produktiven Talents“, um schlielich, im Sinne der ihm seit seiner Kindheit vertrauten Metamorphosen, einen Prometheus zu rhmen, der gewrdigt wird, als eine „Mittelfigur“ anstelle des obersten Weltherrschers den Menschen hervorzubringen. In der nachromantischen ra gewinnt Charles Baudelaire dem Ovidischen Mythos in seinem Cygne (V. 13–28) noch einmal eine neue Facette ab. Das nach Sturz und Verbannung Napoleons allzu abgegriffene „Mythologem“ (Hans Blumenberg) wird nicht mehr beim Namen genannt, und auch das Geschpf des Prometheus wird nur noch, als „der Mensch bei Ovid“, im Vergleich eingefhrt. Fr ihn tritt die stumme Kreatur ein, der aus seinem Element vertriebene Schwan, der vorwurfsvoll seinen Kopf zum Himmel reckt.