Der Vergleich der beiden Werke begann nach dem Erscheinen des Fragments in den 1790er Jahren. Nach kurzer kritikgeschichtlicher Durchsicht der ersten Jahrzehnte stellt die Studie die Charaktereigenschaften von Dante, der den gewöhnlichen Weg der Begnadigung geht und die von dem doppelseeligen Faust vor dem „Öffnen des Vorhangs“ dar. Im Falle vom letzteren erhielt das falsche Ich eine kontinuierliche äußere Unterstützung vom bis zuletzt in seiner physischen Gestalt anwesenden Mephisto. Die edle Hälfte seiner Seele blieb oft allein. Das eine Werk ist eine himmlische Vision, das andere ein irdisches Drama. Goethe beschäftigte sich seit 1824 in seinen Gesprächen und seiner Korrespondenz immer öfter mit Dante. Die Suche und der heroische Kampf gegen die Welt reichen für die Seligkeit nach dem Urteil eines Gottes aus, der unsere Welt nicht „nur von außen stieße“. „An der Stelle“ des Verlangens nach Vergebung, das auf den ersten Blick in Faust fehlt, steht sein individuelles, von Irrtümen belastetes Sendungsbewusstsein, das nichts anderes ist, als der Entschluss seines freien Willens, das Werk der Schöpfung durchzusetzen. Im Subjekt gibt es keinen Gnadenmoment (wie bei Dante), dem die Handlung entspringen würde, sondern der Prozess der Handlung selbst konnte vor dem Augenschein der Mater gloriosa zum Schluß gnadenwürdig werden. Diese Gnade ist eine Folge der Tat.