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Mária Rózsa Ungarische Nationalbibliothek Széchényi (OSZK), Hungary

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Abstract

Der österreichische Dichter Ludwig Foglar lebte von 1845 bis 1850 in Pest-Buda. Er schrieb Gedichte und Kurzgeschichten in deutschsprachigen Organen von Pest, im Taschenbuch Iris, in der Zeitschrift Der Ungar und in der niveauvollen Zeitschrift der Zeit, Der Spiegel. Seine Themen sind Liebe, Gefühle, Natur. Die ungarische Revolution von 1848 begrüßte er enthusiastisch. Nach den blutigen Ereignissen des darauffolgenden Unabhängigkeitskrieges suchte er in der Natur Trost. Den Kontakt zu seinen Wiener Freunden verlor er auch in dieser Zeit nicht, wie seine Briefe an Ludwig August Frankl belegen. Das Werk von Ludwig Foglar in Pest ist ein Beispiel dafür, dass die Kommunikation zwischen Wiener und Pester auf Deutsch veröffentlichenden Schriftstellern in dieser Zeit recht lebhaft war.

Abstract

Der österreichische Dichter Ludwig Foglar lebte von 1845 bis 1850 in Pest-Buda. Er schrieb Gedichte und Kurzgeschichten in deutschsprachigen Organen von Pest, im Taschenbuch Iris, in der Zeitschrift Der Ungar und in der niveauvollen Zeitschrift der Zeit, Der Spiegel. Seine Themen sind Liebe, Gefühle, Natur. Die ungarische Revolution von 1848 begrüßte er enthusiastisch. Nach den blutigen Ereignissen des darauffolgenden Unabhängigkeitskrieges suchte er in der Natur Trost. Den Kontakt zu seinen Wiener Freunden verlor er auch in dieser Zeit nicht, wie seine Briefe an Ludwig August Frankl belegen. Das Werk von Ludwig Foglar in Pest ist ein Beispiel dafür, dass die Kommunikation zwischen Wiener und Pester auf Deutsch veröffentlichenden Schriftstellern in dieser Zeit recht lebhaft war.

Charakteristisch für die Hauptstadt der Habsburgermonarchie war, dass es hier ‒ wie auch in anderen Imperien ‒ keine klare Trennung zwischen Zentrum und Peripherie gab. Das heißt, nicht nur Wien übte eine Anziehungskraft aus und zog Vermittler der kulturellen Elite der Kronländer an. Es kamen Adelige, Gelehrte, Schriftsteller und Künstler vorübergehend oder auf Dauer aus verschiedenen Gründen ‒ wegen ihrer Studien, wegen des politischen Klimas oder sogar aufgrund von Verfolgung ‒ nach Wien und prägten die weitere Entwicklung ihrer Heimatregionen maßgebend. Neben der vom Zentrum ausgehenden Wirkungskraft ist aber auch eine von der Peripherie ausgehende Anziehungskraft wahrzunehmen. Ich möchte hier ein Beispiel dafür liefern, wie es sich auswirkte, wenn österreichische Dichter, Schriftsteller und Journalisten vom Zentrum in die Peripherie, von Wien nach Ungarn, zogen – und das für mehrere Jahre, weil auch dort Publikationsmöglichkeiten für deutsche Texte vorhanden waren und sie ihr Schaffen dort unter günstigeren Zensurverhältnissen weiterführen konnten. Ab den 1830er Jahren fing nämlich die Magyarisierung der Zensur in Ungarn an. Mitte der 1840er Jahre unterstützten die ungarischen Zensoren eher die ungarischen liberalen Bestrebungen und nicht die Regierungspolitik.1

Ziel dieses Beitrags ist die Darstellung der Tätigkeit des österreichischen Dichters Ludwig Foglar während seiner von 1845 bis 1850 in Pest verbrachten Jahre, die Analyse seiner in deutschsprachigen Pester Periodika erschienenen Veröffentlichungen sowie seiner hier herausgegebenen Bücher.

Ludwig Foglar gehört zu den österreichischen Dichtern, die ‒ wie sein Zeitgenosse, Heinrich Ritter von Levitschnigg ‒ mehrere Jahre hindurch in Ungarn gelebt haben. Beide kannten das Land aus persönlicher Erfahrung besser als etwa Dichter ‒ wie zum Beispiel Johann Nepomuk Vogl ‒, die auf ihren Durchreisen oder während kürzerer Aufenthalte hier bloß etwas Exotisches entdecken wollten. Zu den auf Deutsch veröffentlichenden österreichischen Schriftstellern jüdischer Herkunft, die ebenso eine längere Zeit in Ungarn verbrachten, zählten Leopold Kompert, Julius Seidlitz (d. h. Ignaz Jeitteles), Isidor Heller und Moriz Mahler.

Erwähnenswert ist in diesem Kontext Heinrich Ritter von Levitschnigg, der zur selben Zeit wie Foglar mehrere Jahre in Ungarn lebte und hier tätig war. Heinrich Ritter von Levitschnigg von Glomberg (1810–1862) war ab 1836 Mitarbeiter der Wiener Zeitung und der Zeitschrift Der Humorist von Moritz Gottlieb Saphir. Durch seine Gedichte bekannt geworden, wurde er 1845 nach Pest berufen, um die Stelle des Redakteurs im Feuilleton der offiziellen Pester Zeitung zu übernehmen. Zwischendurch veröffentlichte er Gedichte und Erzählungen, oft zu ungarischen Themen, auch in anderen deutschsprachigen Organen in Pest, wie beispielsweise im „Taschenbuch“-Almanach Iris, das von Graf Johann Mailáth redigiert wurde. 1849 erschienen seine romantischen Novellen in der niveauvollen, in Buda gedruckten und wöchentlich zweimal erscheinenden Zeitschrift der Epoche, Der Spiegel.2 Im Oktober 1849 übernahm Zsigmond Saphir von Samuel Rosenthal die Redaktion des Spiegel oder Blätter für Kunst, Industrie und Mode (1828–1852).

Die ungarische Revolution und den Freiheitskampf erlebte Levitschnigg in Pest und beobachtete die Ereignisse mit Kritik. Das beweist sein zweibändiges Werk Kossuth und seine Bannerschaft: Silhouetten aus dem Nachmärz in Ungarn (Pest, Heckenast, 1850), in dem er die ungarischen politischen Verhältnisse aus österreichischer Sicht darstellte. In diesem Werk veröffentlichte er auch seine Übersetzung des Nationalliedes von Sándor Petőfi.3 Da keine Angaben in Bezug auf seine eventuellen Ungarischkenntnisse bekannt sind, kann ich annehmen, dass er für die Übersetzung die Hilfe von jemandem in Anspruch genommen hatte. Den kaiserlichen Siegern widmete er später seine Soldatenfibel (Wien, 1852). (Über Foglars hingegen enthusiastische lyrische Reaktion auf die ungarische Revolution später.) Zwischen 1853 und 1855 redigierte Levitschnigg das Pester Sonntagsblatt.4

Foglar erlebte wie Levitschnigg die ungarische Revolution und den Freiheitskrieg 1848/1849 vor Ort. Das Verhältnis der genannten Dichter zu Ungarn ist grundsätzlich anders als das von Nikolaus Lenau und Karl Beck, die in Ungarn geboren wurden und hier die Schule besucht hatten, die beide auch des Ungarischen mächtig waren (auf Ungarisch allerdings nicht veröffentlichten) und die die ungarische Kultur gründlicher als ihre Landsleute kannten. Sie bekannten sich zudem zu einer ungarischen Identität, deren Spuren in ihrer Dichtkunst vorhanden sind.

Ludwig Stephan Foglar (24. Dezember 1819 in Wien ‒ 15. August 1889, Kammer am Attersee) war der Sohn eines k. u. k. Hofbeamten und der ältere Bruder des späteren Schriftstellers Adolf Foglar. Nach der Matura immatrikulierte Foglar an der Universität Wien, wo er die Fächer Philosophie, Musik und moderne Sprachen belegte. Nach dem erfolgreichen Abschluss seines Studiums wurde Foglar 1842 Beamter der Österreichischen ersten Donau-Dampfschifffahrts-Gesellschaft. Ein Jahr später heiratete er eine Nichte des Regierungsrats Leopold Schulz von Straßnitzky. Mit seiner Ehefrau lebte Foglar fünf Jahre in Pest (1845–1850) und anschließend 15 Jahre in Wien. Während Levitschnigg für eine bestimmte Redaktionsarbeit nach Ungarn berufen war, ist über die Ursachen von Foglars Umzug nach Ungarn nichts bekannt. Dies könnte mit seiner Arbeitsstelle in Zusammenhang stehen; so könnte er etwa von der Dampfschifffahrts-Gesellschaft in die ungarische Hauptstadt versetzt worden sein. Während seines Aufenthaltes in Ungarn begann er seinen Namen mit ungarischem Akzent auf dem á – Foglár – zu verwenden.5 Im Spiegel schrieb er jedoch meiner Erhebungen nach seinen Namen erst ab 1846 mit Akzent. Durch seine Stellung bedingt, bereiste Foglar fast ganz Europa. Die Eindrücke seiner Reisen verarbeitete er feuilletonistisch und essayistisch in den verschiedensten Zeitungen und Zeitschriften. 1857 ernannte die Universität Gießen Ludwig Foglar als Anerkennung seiner literarischen Verdienste zum Dr. phil. h.c.

1865 starb seine erste Frau. 1870 heiratete er, nun 51-jährig, eine Tochter des Dichters Ludwig von Deinhardstein. Knapp 20 Jahre später, am 15. August 1889, starb Ludwig Foglar im Alter von 70 Jahren in Kammer am Attersee.6

Piroska Szemző schreibt in ihrer grundlegenden Arbeit, dass Ludwig Foglar eine Anziehungskraft auf die Spiegel-Leserschaft ausübte.7 Der Spiegel als belletristisches Modejournal trug wie andere Journale des Genres zur Verbreitung des Biedermeier durch spezifische literarische Gattungen (romantische Prosa und Lyrik) bei. Was aber ist das Biedermeier? Laut Friedrich Sengle fällt die Verbreitung dieser Bezeichnung in die Zeit der Restauration von Metternich (1815–1848).8 György Mihály Vajda definiert den Begriff des Biedermeier in einem viel breiteren Sinne, sowohl zeitlich als auch dessen Bedeutung betreffend. Vajdas Meinung nach sei das Biedermeier eine bürgerliche, sogar kleinbürgerliche Haltung bzw. geistige Strömung gewesen, die während der Heiligen Allianz erschien, 1848 überlebt und das gesamte Leben und Verhalten des Individuums bestimmt habe. Es sei also keine selbstständige literarische Richtung, doch habe es sich in der Literatur immerhin auf die Themenwahl, auf den Ideengehalt sowie auf die Menschendarstellung ausgewirkt.9 Auch István Fried sieht im Biedermeier keine selbstständige literarische Richtung oder Kunstrichtung, dies auch deshalb nicht, da es keine eigene Poetik aufwies und es in der Epoche zwischen Romantik und Realismus bloß das Lebensgefühl einer gewissen (klein)bürgerlichen Mentalität widergespiegelt habe.10

Das erstrangige Thema von Foglars Gedichten im Spiegel war die Liebe, so in Ruderschlag und Ein Blick voll Liebe. Ruderschlag ist eigentlich ein Gondellied. Die vielen „l“ Konsonanten („Durch die lauen Wellen leise/Zieht die Gondel Silberkreise“) erinnern rhythmisch an die sanften Bewegungen der Gondel und der Wellen. Dido erwartet am Balkon ihren Geliebten, der sich in der Gondel nähert.11 Das Gedicht erschien in der zweiten, vermehrten Auflage von Strahlen und Schatten (Leipzig, J. J. Weber, 1846). Die Poetische[n] Gastrollen enthalten zwei Gedichte: In Abgötterei wird die Vergötterung der damaligen Stars, des Bajazzo, des Sängers und der Tänzerin, karikiert, wobei in den letzten Versen kritisch bemerkt wird, dass das Volk keine wirklichen Führungspersonen mehr besitze.

Und wenn ein Held das Land bestreite,

Wo nähmen sie für ihn den Lorbeer her?

Sie haben kaum teutsche Kronen mehr

Und – keine Männer zum Geleite.12

Ein Blick voll Liebe (gleichfalls aus dem Band Strahlen und Schatten) ruft beim „berüchtigten“ Fürstensohn positive Wandlungen hervor.13

Das andere, unter dem Titel Poetische Gastrollen veröffentlichte Gedicht hat die blauen Augen eines kleinen Kindes zum Thema.14 Die Sammlung Ein Stück Leben15 (Pesth, Carl Geibel, 1847) wurde auch rezensiert und laut redaktioneller Mitteilung wurden dem zweiten Teil der Poetischen Gastrollen drei Gedichte entnommen, wobei ich im Band bloß das erste, Poetentoast, gefunden habe. Poetentoast16 ist der Ausdruck überschwänglicher Lebensfreude. Spätes Erkennen17 ist der Vergänglichkeit der Zeit gewidmet, Weltlauf18 steht für eine leicht anklingende Gesellschaftskritik.

Zu den Gedichten, die die Natur thematisieren, gehören die Wald-Symphonien.19 Sie sind Reflexionen von Foglars Aufenthalt in Buda, mit der konkreten Angabe des Entstehungsortes des aus vier Teilen bestehenden Gedichts, in dem Foglar andeutungsweise auch die Gründe seiner Flucht aus der Großstadt anspricht.

Flücht' ich aus dem Lärm der Stadt;

Hin zu Dir – ein scheuer Rüde,

Den der Feind bewältigt hat.

Zu den wohl gelungensten Naturgedichten Foglars gehört Ruhelos. Die Beruhigung findet der Dichter auf sein „pochend Menschenherz“ immer in der Stille der Natur, wohin er „Rettend aus der lauten Welt“ flieht. Die einzige Bewegung ist das Fließen des Baches, das bloß im Winter aufhört, wenn der Bach zugefroren ist.20 In Foglars Naturgedichten wird die Natur nicht durch anmutige Beschreibungen dargestellt, sondern auf einer Ebene der Klänge: Das Gemurmel des Baches, die Rufe der Vögel üben eine beruhigende Wirkung auf den Dichter aus. Er verwendet als dichterische Mittel Alliterationen und Enjambements sowie meist Kreuzreime.

Sonne und Nebel ist eigentlich kein Naturgedicht, als das es Szemző eingestuft hat. Es ist eher ein philosophisches Gedicht, eine Metapher, in der der ewige Kampf des weiblichen Prinzips (Sonne, Wärme und Licht, bezeichnet als „Frau Sonne Majestät“, als „Siegerin Sonne“) mit dem männlichen („Nebel“) dargestellt wird.21 Das Gedicht Bücher und Herzen zieht Vergleiche zwischen Herzen und Büchern.22

Sucht die Schönheit im Gemüthe23 ist kein Gedicht über Gefühle, sondern ebenfalls ein philosophisches Poem, das man auch als Parabelgedicht bezeichnen könnte. Nicht in den schönen, bunten Muscheln sind die Perlen – das einzig Wichtige, Wahre und deshalb Wertvolle (als Metapher verstanden) – verborgen, sondern in der unscheinbaren, grauen Muschel, die ein Pilger findet. Ebenfalls als Lehrgedicht in aufklärerischem Sinne ist Dichterzorn zu betrachten, mit einer Reflexion über die Rolle des Dichters bzw. den bleibenden Wert der Kunst. Im fiktiven Königreich wird der Sieg im Krieg unter pompösen Umständen gefeiert, bis der Dichter kommt und den König gemahnt, den verschwenderischen Feierlichkeiten ein Ende zu bereiten. Stattdessen sei es geboten, die Namen der Sieger in der Dichtkunst zu verewigen. Der König lehnt dies aber mit der Begründung ab: „Was soll uns Dichtergab',/Was sollen uns Gedanken?!“ Foglars Resümee dazu:

Der König, Volk und Land;

Verschwand aus der Geschichte;

Sogar vom Namen fand

Man niemals wo Berichte.24

Das Gedicht Jubel ist ein Ausdruck der Vaterlandsliebe. Das Heimatland wird wie eine Mutter (Muttererde) mit glühenden Gefühlen dargestellt. Es wurde gleichfalls dem Band Strahlen und Schatten entnommen.25

Szemző erwähnt in ihrer Analyse noch Foglars Gedicht Stab und Leuchte in der „48. Nummer 1847“ des Schmetterling.26 Auf dem Mikrofilm der Széchényi-Nationalbibliothek ist aber 42 die letzte Nummer aus dem Jahr 1847, somit ist diese Zuordnung nicht verifizierbar.27

Die 1848er Pester Revolution hat Foglar sehr anteilnehmend und enthusiastisch miterlebt (Achtundvierziger), vor dem darauffolgenden Kampf flüchtete er zur Natur (Zuflucht). Für seine epischen Gedichte ist ein herausragendes Formengefühl charakteristisch (Wellentrug), seine Prosa sowie seine Lyrik sind manchmal satirisch (Das Genie und der Teufel, Hier liegt ein Musikant begraben) – befindet Szemző.28 Wellentrug ist eine Ballade aus dem Band Strahlen und Schatten über einen im Wald umherirrenden, seinen Vater suchenden Sohn. Sie endet mit seinem Tod in einem Brunnen, in dem er sein Spiegelbild erblickend den Vater zu entdecken vermeint und sich ertränkt.29 Im selben Band findet sich auch das kleine Gedicht Grün, das die Bedeutung dieser Farbe im Leben des Dichters anspricht.30 Besser gelungen ist das satirische Parabelgedicht Das Genie und der Teufel, das in einem frischen Erzählton den in der deutschen Literatur wohlbekannten Pakt des genialen, aber armen Menschen mit dem Teufel behandelt, der ihn erfolgreich und wohlhabend zu machen verspricht. Durch den Pakt wird er als Maler, dann als Musikant und schließlich als Dichter erfolgreich und populär, doch mit der Zeit verblasst sein Glanz. Der Teufel kehrt in die Hölle zurück, das Genie bleibt aber als „ein armer Teufel“ zurück.31 Das Gedicht Hier liegt ein Musikant begraben ist spielerisch und enthält einen charakteristischen Refrain: „Hier liegt ein Musikant/ein Virtuos,/ein Musikrezensent,/ein Dilettant,/ein deutscher Künstler,/die Musik selber begraben.“32 Das Gedicht Die Braut – mit dem Untertitel Blätter aus dem Tagebuch einer Jungfrau – wird als „Roman in Versen“ bezeichnet. Die nur sechzehnjährige Braut, die fast noch ein Kind ist, erfährt von ihrem angebeteten Bräutigam, dass er sie doch nicht zur Frau nehmen, sondern als seine Dichtermuse verehren wolle. Am Ende vergiftet sich das Paar.33 Im Mittelpunkt des Gedichts Eine Stadtgeschichte steht ebenfalls das Schicksal einer Braut, die zur verabredeten Zeit hoffnungslos und vergeblich auf ihren sonst pünktlichen Bräutigam wartet. Die Familienmitglieder versuchen sie zu beruhigen, über das Leid und das Verstreichen der Zeit bricht ihr aber das Herz. Über den Bräutigam erfährt der Dichter-Erzähler nur so viel, dass ihn der Tag, an dem er nicht gekommen sei, „gereut“ habe.34

Ein von der ungarischen Heidelandschaft inspiriertes Naturgedicht ist Die durstende Erde, mit allen Attributen der ungarischen Puszta: Dürre, Pflanzen, die dort beheimatete Lerche.35

Das Gedicht Abschied von München stammt nicht von Ludwig Foglar, wie es Szemző36 annimmt, sondern von Foglars Bruder Adolf.37

In Foglars Arbeiten im Spiegel gibt es keine Spuren von einer Melancholie des Biedermeiers im Lenau'schen Sinne, nur selten klingt in ihnen Negativität an. Im Gegenteil: Charakteristisch für den Autor scheinen vielmehr Zufriedenheit, Ausgewogenheit und Optimismus zu sein. Foglars Interesse gilt in erster Linie dem inneren Leben seiner Helden, meist sind es junge Menschen. Seine sanfte Ironie ist keine Satire, sie richtet sich nicht scharf gegen etwas oder jemanden, er karikiert bloß die menschlichen Fehler. Es ist eher Scherz, die Weitergabe von eigenen Erfahrungen, Beobachtungen und allgemeingültigen Wahrheiten an die Leser in scherzhaftem, humorvollem Ton. Wie schon erwähnt, sind aber doch auch manche gesellschaftskritischen Äußerungen in seinen Texten wahrzunehmen.

Foglar war nach dem Ausbruch der ungarischen Revolution, die er in Pest erlebte, noch sehr optimistisch und besang begeistert die Farben der ungarischen Kokarde in seinem Gedicht Cocardenlied, das im Pester Ungar abgedruckt wurde.38

Weiß bedeutet: allversöhnend

Friede, Freiheit und das Recht,

Weiß: des Helden Tod verschönend

Die Standarte im Gefecht. […]

Flammenroth ist Frühlingsmorgen

Der den Völkern aufersteht,

Wenn in ew'ge Nacht verborgen

Tirannei zu Grabe geht. […]

Grün ist: Hoffnung frommer Herzen

Unverzagt im Mißgeschick:

Sieger über Noth und Schmerzen

Tagt der Freiheit Augenblick.

Foglar identifizierte sich im Refrain sogar mit den ungarischen Revolutionären.

So trag' ich mit freudigem Muthe

Pannoniens Cocarde,

Und reih' mit Glut' und Blute

Mich in die freie Garde.

Dieses Gedicht registriert Szemző in ihrer Arbeit nicht. Als „Den edlen Magyaren gewidmet“ erschienen seine Fahnensprüche,39 die Foglar an Bord des Dampfers Ferdinand am 18. April 1848 verfasste.40

Foglars Enthusiasmus ließ aber im Laufe der Zeit wegen der blutigen Ereignisse merklich nach. Im Juli 1848 ist in Jeremias schon eine tiefe Enttäuschung wegen des blutigen Kampfs der Völker gegeneinander herauszuhören, mit dem Verlust der Hoffnung auf Freiheit und auf ein Ende der Tyrannei.41 Im Hintergrund stehen die Ereignisse in Frankreich, Polen und Italien, die europaweite Niederwerfung der Aufständischen. Der Dichter identifiziert sich mit dem alttestamentarischen Propheten Jeremias, der die Bekehrung des Volkes erhoffte bzw. die völkervernichtenden Kriege vorhergesagt hatte.

Im Gedicht Achtundvierziger wird das Jahr noch „Siegesjahr“ genannt, obwohl der Vergleich des Weines mit dem Blut ständig vorkommt. Der Refrain „Von Anno Vierzigacht“ kann durch den Gebrauch der Zahlen in umgekehrter Reihenfolge (wie im Ungarischen) auch eine Identifizierung mit Ungarns Sache sein, außerdem verwendet er hier seinen Namen in der magyarischen Form Foglár.42

Im September sucht Foglar vor den Kriegswirren „Zuflucht“ in der Natur, deren ruhige Geräusche („Hier tobt nur und lärmt der stürzende Bach“) dem Schlachtruf entgegengestellt wird. Der Wald ist für ihn ein „Friedenshort“, der Kampf völlig unvernünftig, „Wo Brüdervergossen Brüderblut!“.43

Foglar ermunterte im Spiegel, der nach Oktober 1848 mit neu angefangener Nummerierung erschien, die Wiener und die ungarischen Revolutionäre in einer Zeit als die Regierung ihre ersten Siege feiern konnte und Jelačić's Truppen die ungarische Grenze überschritten, wobei die Wiener Aufständischen - wie es sich bald herausstellte - vergebens auf ungarische Hilfe warteten. Worauf sich die Bemerkung Foglars "Geschrieben in der Gefangenschaft" bezieht, ist unklar.44

Foglars Prosa

Foglars Prosaveröffentlichungen im Spiegel begannen mit seiner feuilletonistischen Skizze Frauen und Weiber, in der er die der Mode entsprechenden unterschiedlichen Verwendung beider Wörter karikiert. Die Wortwahl „Frau“ oder „Weib“ bezeichne ihm nach unterschiedliche Gewohnheiten, Redeweisen sowie Lektüren, wobei das Wort „Frau“ das erhabenere sei. Am Ende urteilt er allerdings: „Das Weib wird mich verstehen, die Frau – schwerlich.“45 In der nächsten Nummer erschien dann das Parallelstück Männer und Herren, in dem die mit diesen beiden Bezeichnungen zusammenhängenden, unterschiedlichen Lebensweisen und verschiedenen Gewohnheiten angesprochen werden. Den Unterschied fasst Foglar mit dem Dichter Burns (von ihm stammt auch der sinngleiche Titel) wie folgt zusammen: „Der Mann steht immer früh auf – mit Leib und Seele, der Herr aber ist sogar zu spät auf die Welt gekommen.“46 Laut Szemző versteht Foglar unter „Weib“ die häusliche, praktische, kluge Frau und unter „Frau“ die Modedame. Im zweiten Text werde dem Mann der freche, arrogante Geck gegenübergestellt.47 Foglars Satire offenbart sich in einem fiktiven Gespräch in der Unterwelt, an dem große deutsche Musiker (Mozart, Haydn, Beethoven) und Schriftsteller (Goethe, Schiller und Lessing) sowie Shakespeare teilnehmen. Am Ende stellt Lessing fest, Deutschland habe ein kritisches Bewusstsein, aber das verriegle der Portier der Unterwelt und „Alles bleibt beim Alten“.48

Foglars Prosatext Auf – nach Vissegrad! mutet wie der Werbetext eines Reisebüros für Frühlingsausflüge nach Visegrád an. In der Prosa sind auch einige Gedichtstrophen eingebettet. Die Redaktion nimmt den Text zum Anlass, um zu erwähnen, dass die Dampfboote nunmehr auch in Visegrád anlegen. Des Weiteren wirbt die Redaktion auch mit Foglars romantischem Gedicht Clara von Vissegrád für die neue Destination der Dampfboote.49

Zu Foglars Prosastücken im Spiegel gehört die Geschichte eines Buchbinders in Fortsetzungen, beginnend bei dessen Lehrjahren als Geselle, hin zu seiner Lieblingslektüre, Kants Kritik der reinen Vernunft. Foglar bemerkt in seinem „Vorwort“, dass Fortsetzungsgeschichten, „Memoiren ohne Ende“, d. h. Entdeckungsreisen in das Innere der Menschheit, zeitgemäß seien. Charakteristisch für Foglars Humor ist, dass der Lehrling als Strafe die Lektüre der Dramen des Franz Ignaz von Holbein (1799‒1855) erhält. Erwähnenswert ist diese Kritik Foglars an einem Zeitgenossen. Holbein, gleichfalls Österreicher und mehrere Jahre hindurch Wiener Hofburgtheaterdirektor, konnte mit seinen vielen Stücken bloß kurzzeitige Erfolge verbuchen. Die erste Gewerbeerfahrung des Lehrlings ist es, dass die Kunden Bücher nur ihres Einbandes wegen kaufen. Da der Buchbinderlehrling gerne liest – er nennt sich einen „literarischen Buchbinder“ –, finden sich unter seinen bevorzugten Autoren auch zeitgenössische deutsche und österreichische Autoren wie Stifter, Willkomm, Rückert, Lenau, Frankl und Levitschnigg – sowie Foglar selbst, diesmal mit „á“ geschrieben. Im Weiteren erfahren wir von seiner ersten Liebe zur Bäckerstochter Laura und seine Liebeserklärung (An Laura) findet sich als Gedicht im Prosatext eingebettet. Laura verarbeitet aber das Blatt mit dem Gedicht in einem Kuchen, den der Lehrling aufessen muss. Dies sowie die vom Bäckermeister-Vater zugesandte Rechnung über verursachte Kosten bedeuten das Ende der Liebe. Den Schluss seiner Erfahrungen bildet die Geschichte seiner Begegnung mit einer Gräfin, deren Manieren und Redeweisen eine große Wirkung auf den jungen Lehrling ausüben, bis sich allmählich die Enttäuschung darüber einstellt, dass sie nicht mehr so jung, zu geschminkt, „nicht sehr sauber“ und dazu auch noch „gekünstelt“ sei und dass sie ihn letztlich bloß zum Binden ihrer Romane brauche. Der Text ist eine Entwicklungsgeschichte: Er zeigt die seelische Entwicklung dieses auf seine Fertigkeiten stolzen, zudem auch belesenen jungen Kleinbürgers, er begleitet dessen Weg zu wachsender Lebenserfahrung, einen Weg, der schließlich in eine Alles überschreibende Langweile mündet und damit den Verlust seiner Illusionen mit sich bringt. Der Inhalt kann als Kritik an einer vornehmen, aber „hohlen“ Gesellschaftselite gelesen werden.50

Eine Dorfgeschichte mit positivem Ende ist Foglars Der Fuchtelhanns über einen einfachen Bauernjungen, der zuerst zum Lesen, darüber zur Lust am Dichten kommt. Zuletzt ist er ein gut verheirateter und allseits geachteter „Bauernpoet“, dessen Lieder im Volksmund verbreitet sind und in Zeitungen erscheinen.51 In diese Erzählung eingebaut ist das Gedicht Kirmetzlied, in dem Foglar für die Selbstverwirklichung des Talents eintritt – und käme dieses auch „von ganz unten“.

Foglars selbstständige Werke

Foglars selbstständige Bände erschienen während seiner Jahre in der ungarischen Hauptstadt bei ungarischen Verlegern. So sein Gedicht Clara von Vissegrád. Romantisches Gedicht mit der Ansicht von Visegrad (Pesth, Druck Landerer und Heckenast, 1846). Es ist laut Szemző eine „einfache Novelle“ mit ungarischen Gestalten in ungarischer Landschaft, womit Foglar das Interesse der ausländischen Leser für Ungarn wecken wollte – schreibt Szemző.52 Foglars Werk ist aber eine historische Ballade mit realen Personen aus der ungarischen Geschichte. Dem Urteil einer aus Adeligen bestehenden Gerichtskommission zufolge wurde am 17. April 1330 der Feudalherr Felicián (III.) Zách (auch Záh), der beim Versuch, den König von Ungarn, Karl I. (aus dem Hause Anjou), dessen Frau und Söhne umzubringen, Karl und die Königin verletzt hatte, von den hinzuspringenden Wachen getötet. In Sippenhaft wurden daraufhin Záchs Tochter Clara und auch sein Sohn Felicián (IV.) zum Tode verurteilt und in grausamer Weise hingerichtet. Auslöser des Attentatsversuchs von Zách war die vorangegangene Vergewaltigung seiner Tochter Clara durch den Bruder der Königin, die diesen dazu angestiftet haben soll. Foglar beginnt sein Werk mit einer schönen Naturbeschreibung und der Szene des Zusammentreffens des Liebespaars Clara und Imre, das von der Königin belauert wird. Zum Geleit nennt Foglar sein Vorhaben eine „Bearbeitung einer Sage“, am Ende führt er aber die historischen Quellen an, die er verwendet hatte, ebenso eine Erklärung für den slawischen Ursprung des Wortes Visegrád (wobei er den Namen mit Akzent, aber unrichtig mit zwei „s“ schreibt).

Die Sammlung seiner Gedichte Ein Stück Leben erschien in Pest bei Carl Geibel 1847. Er gab einen Band unter dem Titel Verworfene Schauspiele mit Schauspielen seiner Zeitgenossen sowie seines Bruders 1847 in Pest bei Gustav Heckenast heraus.53

Foglar pflegte vermutlich eine gute freundschaftliche Beziehung zu Ludwig August Frankl, die sich auch während Foglars Pester Jahren fortsetzte. Foglar bat Frankl in seinen Briefen entweder um die Veröffentlichung seiner Gedichte oder um eine Besprechung seiner Arbeiten. Frankl publizierte tatsächlich mehrere Gedichte Foglars noch vor dessen Pester Aufenthalt in seinen Sonntagsblättern – so Vigilie54 und Um's Liebe Brod55 – sowie später eine Novelle. Die Novelle Schloss Rákos hat wegen ihres Schauplatzes einen Bezug zu Ungarn. Im Mittelpunkt steht der gemeinsame Tod eines deutsch-ungarischen Liebespaares.56 Foglar schreibt an Frankl: „Sie müssen uns mit 1 Exemplar Ihres Don Juan57 entschädigen und auch noch das Porto dieses Briefes zalen [sic], ja nochmehr mein ‘Clara von Visegrád’58 besprechen, so ich Ihnen durch Jenny sandte.“59 Foglar bespricht Frankls Epos Don Juan d'Austria im Spiegel: Er untersucht den Autor im Kontext mit Lenau, Anastasius Grün und Karl Beck. Foglar nennt Frankl einen modernen Dichter, sieht seine Stärke im Epischen und rühmt „die plastische Formschönheit“ seines Werkes.60 Von Foglars enger Beziehung zu Frankl zeugt auch sein Brief aus dem Jahr 1848, in dem er Frankl zur Veröffentlichung seiner Gedichte drängt. „Wann drucken Sie endlich meine 2 Gedichte?“61 – fragt er inständig. Wegen der revolutionären Ereignisse gelang es Frankl aber bloß, ein in Pest entstandenes Gedicht von Foglar unter dem Titel Ein letzter, ein trauriger Wunsch! im September 1848 in den Sonntagsblättern zu veröffentlichen.62 Die Sonntagsblätter wurden kurz darauf, am 22. Oktober 1848, eingestellt. Im Gedicht sind Foglars Hoffnungen auf die Freiheit bereits Geschichte, der Sieg sei nur im Traum möglich gewesen, meint er. Das Gedicht endet entsprechend pessimistisch: „Ich wollt ich wäre gefallen/Befreit am Idus des März!“

Foglar diskutierte im Spiegel mit einem gewissen „Dr. Wagner“, dem Theaterkritiker der Wiener Sonntagsblätter, über die Schwierigkeit für junge unbekannte Dramatiker, ihre Stücke auf die Bühne zu bringen.63

Nach dem Ende seines Aufenthaltes in Ungarn, in den 1850er Jahren, publizierte Foglar noch im von Levitschnigg redigierten Pester Organ, im Pester Sonntagsblatt.64

Fazit

Foglar veröffentlichte während seiner Pester Jahre in mehreren deutschsprachigen Organen, im „Taschenbuch“ Iris und im die ungarischen nationalen Interessen stark vertretenden Ungar. Foglar war keinesfalls ein engagiert politischer Dichter. Ob und inwiefern Foglar sich mit den Reformbestrebungen der ungarischen nationalen Opposition identifizierte, ist unbekannt. Seine anfangs enthusiastischen Reaktionen auf die ungarische Revolution 1848 könnten auch eher oberflächlich gewesen sein. Er war später hauptsächlich aus menschlichen Gründen enttäuscht worden. Die Unabhängigkeitserklärung Ungarns berührte ihn als österreichischer Staatsbürger vermutlich nicht positiv. Was er von den Forderungen der weiteren Nationalitäten der Monarchie hielt, ist unbekannt.

Zu Foglars Veröffentlichungen im Kontext mit seinen Zeitgenossen im Spiegel: Unter den österreichischen Dichtern, deren Arbeiten das Blatt druckte, sind Johann Gabriel Seidl und Johann Nepomuk Vogl65 mit zahlreichen dichterischen Werken, manche davon über ungarische Thematik, zu erwähnen. Heinrich Ritter von Levitschnigg, der wie Foglar mehrere Jahre hindurch in Pest lebte, publizierte Erzählungen. Vom bedeutenden Vertreter der liberalen österreichischen politischen Dichtung, dem Vorkämpfer für die Freiheit in der Zeit des Vormärz, Anastasius Grün, erschienen einige Gedichte, u. a. 1836 Der Dichter im Kerker. Piroska Szemző bemerkt, dass viele Veröffentlichungen – z. B. von Willibald Alexis, Ferdinand Freiligrath, Moritz Hartmann und Karl Gutzkow – im Spiegel oft Zweitdrucke waren.66 Für Foglars im Spiegel erschienene Lyrik sowie Prosa war eine formale und thematische Vielfalt (Liebe, Natur, Vaterlandsliebe, parabelhafte Darstellung von Menschenschicksalen, Philosophieren) charakteristisch. Foglars künstlerisches Niveau entsprach dem der meistveröffentlichenden, modischen Dichter der Zeit wie Seidl und Vogl. Sie übertrafen ihn vielleicht noch an Produktivität. Keiner von ihnen ist aber mit Ludwig August Frankl zu vergleichen, der eine zentrale Stelle im Wiener literarischen Leben einnahm und durch seine redaktionelle Tätigkeit sowie seinen weitverzweigten Briefwechsel ein Bindeglied zwischen Autoren im gesamten mitteleuropäischen, Deutsch schreibenden Raum war. In diesem Kontext wird hingegen unter den Zeitgenossen Franz Grillparzers Name – wegen seiner hervorragenden Bedeutung als Schöpfer des österreichischen Dramas von europäischem Rang, des Öfteren als „Nationaldichter“ bezeichnet – nicht erwähnt.

Im Vormärz boten die Presse und die Belletristik durch die deutsche Sprache bedingt die beste Möglichkeit, Kulturkontakte im Habsburgerreich zu pflegen. Während ihres Aufenthalts in Ungarn und auch danach knüpften und unterhielten die österreichischen Schriftsteller viele Beziehungen zu ihren ungarischen Kollegen. Auch dadurch kannten sie Ungarn, dessen Kultur und Politik besser und gründlicher. Trotz der Tatsache, dass sie des Ungarischen nicht mächtig waren, konnten sie aus eigenen unmittelbaren Erfahrungen schöpfen. Zur Informationsvermittlung in dieser Zeit ist auch zu erwähnen, dass diese österreichischen Autoren die in Ungarn gut vertretene deutschsprachige Presse sowie deutschsprachige Theateraufführungen für ihre Orientierung unter den damaligen Kommunikationsmöglichkeiten gut nutzen konnten. Sie konnten am ungarischen gesellschaftlichen Leben teilnehmen, wobei sie aber ihre Kontakte zu den Kollegen in Österreich weiterhin pflegten. Leider ist Foglars Briefwechsel mit den Redakteuren des Spiegel – sofern es diesen gab – nicht erhalten geblieben.

Die „Wiener Jahre“ ungarischer Schriftsteller und Journalisten sind schon mehrfach untersucht worden. Dieser Beitrag möchte aber die weniger bekannte Tätigkeit österreichischer Schriftsteller im Vormärz-Ungarn beleuchten. Der Aufenthalt und das Schaffen österreichischer Autoren aus dem Zentrum an der Peripherie ist ein spezielles Gebiet der kulturellen Beziehungen. Das Pester Schaffen Ludwig Foglars ist ein Beispiel dafür, dass die Kommunikation zwischen Wiener und Pester Literaten sowie der Kontakt zwischen den Mitarbeitern der Periodika beider Städte im Vormärz durch persönliche Vermittlertätigkeit durchaus lebendig war.

Ziel meiner Studie ist die thematische und formale Analyse aller von Foglar verfassten, größtenteils in der Pester deutschsprachigen Presse während seines Aufenthaltes in Pest erschienenen Beiträge. Auch auf seine in dieser Zeit selbstständig herausgegebenen Arbeiten wurde eingegangen. Sekundärliteratur dazu war bisher nur in den zwar grundlegenden, aber veralteten und an manchen Stellen ergänzungs- und korrekturbedürftigen Arbeiten von Piroska Szemző zugänglich. Für die nicht ungarischsprachige Forschergemeinschaft ist das auf Ungarisch verfasste Werk leider nicht rezipierbar.

1

Buzinkay, Géza: A magyar sajtó és újságírás története a kezdetektől a rendszerváltásig [Geschichte der ungarischen Presse und Journalistik von den Anfängen bis zum Systemwechsel]. Budapest, Wolters Kluwer, 2016, 79.

2

Siehe dazu: Szemző, Piroska: Német írók és pesti kiadóik a XIX. században (1812–1878) [Deutsche Schriftsteller und ihre Pester Verleger im 19. Jahrhundert]. Budapest, Pfeifer, 1931, 55–56, 141–142.

3

Kiss, József: A Nemzeti dal egykorú fordítói és fordításai [Die zeitgenössischen Übersetzer und Übersetzungen des Nationalliedes]. In: Petőfi és kora [Petőfi und seine Zeit]. Hrsg. Lukácsy, Sándor und Varga, János. Budapest, Akadémiai Kiadó, 1970, 459–460.

4

Siehe dazu: Rózsa, Mária: Das Pester Sonntagsblatt von Heinrich Ritter von Levitschnigg 1853–1855. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2012/1, 73–89.

5

Siehe dazu: Notizen. In: Sonntagsblätter Nr. 31, 2. August 1846, 732. Hier wird übrigens Foglars Geburtsdatum mit dem „26. Dezember 1820“ angegeben. (Ich glaube aber, dass ÖBL entscheidend und 1819 richtig ist.)

6

https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_Fogl%C3%A1r; zuletzt gesehen am 15. November 2019.

7

Szemző, a. a. O., 45.

8

Sengle, Friedrich: Biedermeierzeit. Deutsche Literatur im Spannungsfeld zwischen Restauration und Revolution 1815–1848. Vorwort. Stuttgart, 1971, VIII–XIV.

9

Vajda, György Mihály: Wien und die Literaturen in der Donaumonarchie: Zur Kulturgeschichte Mitteleuropas 1740–1918. Böhlau Verlag, Wien–Köln–Weimar, 1994, 98–99.

10

Fried, István: Szempontok a „biedermeier“ fogalmának értelmezéséhez [Gesichtspunkte zur Deutung des Begriffs „Biedermeier“]. In: Fried, István: Egy irodalmi régió ábrándja és kutatása [Traum und Erforschung einer literarischen Region]. Budapest, 2010, 56–57, 65.

11

Ruderschlag. In: Der Spiegel Nr. 40, 9. Mai 1847, 930.

12

Poetische Gastrollen von L. Foglar. Abgötterei. In: Der Spiegel Nr. 34, 29. April 1846, 534.

13

Ein Blick voll Liebe. In: Der Spiegel Nr. 68, 25. August 1847, 1078.

14

Poetische Gastrollen von L. Foglar. Mährchen [sic] vom blauen Auge. In: Der Spiegel Nr. 34, 29. April 1846, 534–535.

15

Ein Stück Leben. Ausgeschnitten von L. Foglár [sic]. Besprochen von M. F. In: Der Spiegel Nr. 85, 24. Oktober 1846, 1331–1332.

16

Poetentoast. Von L. Foglár [sic]. In: Der Spiegel Nr. 50, 24. Juni 1846, 787–788.

17

Spätes Erkennen. Von L. Foglár [sic]. In: Der Spiegel Nr. 50, 24. Juni 1846, 788.

18

Weltlauf. Von L. Foglár [sic]. In: Der Spiegel Nr. 50, 24. Juni 1846, 788.

19

Wald-Symphonien. Gedichtet im Ofner Gebirge. In: Der Spiegel Nr. 75, 16. September 1845, 1189–1190.

20

Ruhelos. Gedicht von Ludwig Foglár [sic]. In: Der Spiegel Nr. 31, 2. August 1848, 476.

21

Sonne und Nebel. In: Der Spiegel Nr. 21, 14. März 1846, 375.

22

Bücher und Herzen. Fastenreflexion. In: Der Spiegel Nr. 25, 28. März 1846, 390.

23

Sucht die Schönheit im Gemüthe. In: Der Spiegel Nr. 100, 16. Dezember 1846, 1591.

24

Dichterzorn. In: Der Spiegel Nr. 74, 15. September 1847, 1174–1175.

25

Jubel. In: Der Spiegel Nr. 43, 29. Mai 1847, 677–678.

26

Szemző, a. a. O., 141.

27

Busa, Margit: Magyar sajtóbibliográfia 1705–1848. Bd. 1. Budapest, Országos Széchényi Könyvtár, 1985, 253 registriert gleichfalls diese als letzte Nummer. Der Bestand anderer Bibliotheken ist noch lückenhafter.

28

Szemző, a. a. O., 45.

29

Neuere Gedichte von Ludwig Foglar. Wellentrug. In: Der Spiegel Nr. 90, 8. November 1845, 1428–1429.

30

Grün. In: Der Spiegel Nr. 90, 8. November 1845, 1429.

31

Das Genie und der Teufel. Vasrelief von Ludwig Foglar. In: Der Spiegel Nr. 6, 21. Januar 1846, 84–85.

32

Hier liegt ein Musikant begraben! Pathologisch-poetischer Scherz. In: Der Spiegel Nr. 24, 25. März 1846, 375.

33

Die Braut (Blätter aus dem Tagebuch einer Jungfrau). Ein Roman in Versen, von Ludwig Foglar. In: Der Spiegel Nr. 93, 21. November 1846, 1477–1479; Nr. 94, 23. November 1846, 1493–1494.

34

Eine Stadtgeschichte. In: Der Spiegel Nr. 103, 26. Dezember 1846, 1636–1637.

35

Die durstende Erde. In: Der Spiegel Nr. 67, 22. August 1846, 1061.

36

Szemző, a. a. O., 140.

37

Adolf Folgár: Abschied von München. In: Der Spiegel Nr. 12, 10. Februar 1847, 182–183.

38

Cocardenlied. Von Ludwig Foglar. In: Der Ungar Nr. 66, 19. März 1848, 518. In: Rózsa, Mária: „Ihr Männer auf, jetzt ruft die Zeit. Deutsche Texte aus Ungarn zur Revolution und zum Freiheitskampf 1848/1849. Auswahl, Einleitung und Nachwort von Mária Rózsa. Budapest, Argumentum, 2006, 48–49.

39

Fahnensprüche. In: Der Ungar Nr. 95, 21. April 1848, 756.

40

Rózsa, Ihr Männer, a. a. O., 103.

41

Jeremias. In: Der Spiegel Nr. 58, 19. Juli 1848, 230.

42

Achtundvierziger. Von Ludwig Foglár [sic]. In: Der Spiegel Nr. 67, 19. August 1848, 266.

43

Zuflucht. In: Der Spiegel Nr. 74, 13. September 1848, 294.

44

Ludwig Foglar: An die Verzagten. (Geschrieben in der Gefangenschaft). In: Der Spiegel 8 28 Oktober 1848, 30.

45

Frauen und Weiber. Parallelen von Ludwig Foglar. In: Der Spiegel Nr. 103, 24. Dezember 1845, 1043–1044.

46

Männer und Herren. Parallelen von Ludwig Foglar. In: Der Spiegel Nr. 104, 27. Dezember 1845, 1057–1058.

47

Szemző, a. a. O., 45.

48

Eine Scene aus der Unterwelt. Belauscht u. verrathen von L. Foglar. In: Der Spiegel Nr. 4, 14. Januar 1846, 53–55.

49

Auf – nach Vissegrad! Einladung von Ludwig Foglár [sic]. In: Der Schmetterling Nr. 19, 10. Mai 1847, 289–292.

50

Aus den Memoiren eines Buchbinders. In: Der Spiegel Nr. 62, 3. August 1846, 981–983; Nr. 63, 8. August 1846, 998–999; Nr. 64, 12. August 1846, 1014–1015; Nr. 65, 15. August 1846, 1028–1030; Nr. 66, 19. August 1846, 1015–1016; Nr. 67, 22. August 1846, 1062–1063.

51

Der Fuchtelhanns. Eine Dorf- und Torfgeschichte von Ludwig Foglár [sic]. In: Der Schmetterling Nr. 47, 23. November 1846, 697–733.

52

Szemző, a. a. O., 87.

53

Inhalt: „Löwe und Rose“. Trauerspiel in fünf Acten von Heinrich Ritter von Levitschnigg; „Der goldene Roden oder Bureau und Boutique“. Lustspiel in zwei Acten von Karl Arnold; „Walter von Kastelen“. Trauerspiel in fünf Acten von Adolf Foglar; „Der Blaustrumpf“. Lustspiel in vier Acten von Ludwig Foglar. Erwähnenswert ist seine 1848 erschienene Gedichtsammlung „Das Freiheits-Brevier. Geschrieben in Ungarns Reform-Woche 1848“. Pesth, Geibel Univ.-Buchdr., 1848. Aus der Gedichtsammlung erschien abgedruckt: Reveille. In: Rózsa, Ihr Männer, a. a. O., 47.

54

Ludwig Foglar: Vigilie. In: Sonntagsblätter Nr. 2, 14. Januar 1844, 38–39.

55

Ludwig Foglar: Um's Liebe Brod. In: Sonntagsblätter Nr. 49, 8. Dezember 1844, 1158.

56

Schloß Rákos. Novelle. Von Ludwig Foglar. In: Sonntagsblätter Nr. 46, 14. November 1847, 567–574. Siehe dazu: Rózsa, Mária: Wiener und Pester Blätter des Vormärz und ihre Rolle an der Kulturvermittlung: Kontakte, Parallelen, Literaturvermittlung, Redakteure und Mitarbeiter. Herne, Gabriele Schäfer Verlag, 2013. 278 (= Studien zur Literaturwissenschaft 6).

57

Frankl, Ludwig August: Don Juan d'Austria. Heldenlied. Leipzig, Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber, Druck von Breitkopf und Härtel, 1846.

58

Foglár, Ludwig: Clara von Vissegrád. Romantisches Gedicht. Pesth, Landerer und Heckenast, 1846.

59

Brief von Ludwig Foglar an Ludwig August Frankl von Hochwart, 1846. 05. 19. Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Nachlass Ludwig August Frankl von Hochwart, H.I.N. 100975.

60

Ludwig Foglar: Don Juan d'Austria. Heldenlied von L. A. Frankl. In: Der Spiegel Nr. 84, 21. Oktober 1846, 1332–1336, hier 1333.

61

Brief von Ludwig Foglar an Ludwig August Frankl von Hochwart, 1848. 01. 15. Wienbibliothek im Rathaus, Handschriftensammlung, Nachlass Ludwig August Frankl von Hochwart, H.I.N. 100980.

62

Ludwig Foglar: Ein letzter, ein trauriger Wunsch! In: Sonntagsblätter 10. September 1848, 676; Der Spiegel Nr. 74, 13. September 1848, 294.

63

L. Foglár [sic]: Wesen und Unwesen der deutschen Literatur. In: Der Spiegel Nr. 47, 13. Juni 1846, 742–744; Nr. 48, 17. Juni 1846, 758–762. Auch ein „Offener Brief“ an Herrn Dr. Wagner, Scharf-Richter der „Sonntagsblätter“ in Wien. In: Der Spiegel Nr. 81, 10. Oktober 1846, 1285–1302; Nr. 82, 14. Oktober 1846, 1301–1303.

64

Ludwig Foglar: Offener Brief (Gedicht). In: Pester Sonntagsblatt 4. Dezember 1853, 9.

65

Zu Seidl und Vogl zuletzt: Rózsa, Mária: Angaben zum vormärzlichen Schaffen österreichischer Dichter in Ungarn. Johann Gabriel Seidls und Johann Nepomuk Vogls Veröffentlichungen im Pesther Tageblatt 1839–1845. In: Mitteilungen der Gesellschaft für Buchforschung in Österreich 2020/2, 19–29.

66

Szemző, a. a. O., 48.

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